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Die Geschichte der ErLEBnisschule
Die Gründungsphase
Der Grundstein
In ihren Gedanken gründete Barbara ihre erste Schule bereits im Alter von 17 Jahren, später wurde sie auch im realen Leben Lehrerin und arbeitete 10 Jahre an öffentlichen Schulen.
Mit der gewonnenen Erfahrung gelangte sie zur Erkenntnis, dass der Schulwechsel nach vier Jahren Volksschule für die Entwicklung der Kinder nicht passend sei und sie dies verändern möchte. In dieser Aufbruchsstimmung begann sie die Ausbildung zur Montessori-Pädagogin und wurde in dieser Zeit auf eine Anzeige aufmerksam, welche den eigentlichen Beginn der Geschichte der ErLEBnisschule begründet. In diesem Inserat wurden vom Montessori Verein Mödling (MVM) engagierte Pädagog:innen für eine Schulgründung gesucht. Die Zusatzinformation, dass die Schule in einem wunderschönen Gebäude am Waldrand in der Nähe eines Baches untergebracht werden würde, tat ihr Übriges. Barbara bewarb sich gemeinsam mit ihrem Kollegen Clemens. Die beiden sprachen einander gegenseitig Mut zu, den Schritt ins Ungewisse zu wagen. Schließlich wurden die beiden Pädagog:innen aus allen Bewerbungen für dieses Projekt ausgewählt.
Die Planungsphase
1994 war das Jahr der Planung. Die Konzeption und das Bildungsangebot der neuen Schule sollten besser und individueller auf Kinder ausgerichtet werden als die des Regelschulsystems.
Der MVM wurde von Eltern mit großem Interesse an Pädagogik gebildet, welche zuvor durch eine privat initiierte Kindergruppe zueinander gefunden hatten. Viele von ihnen hatten eine Montessori-Ausbildung und alle eine klare Vorstellung davon, wie die Schule nicht auszusehen habe. Ein gemeinsames Konzept für die neue Schule wurde erstellt, und so gelang es schließlich im Jänner 1995 auf einer Informationsveranstaltung in Laxenburg, das Konzept interessierten Eltern vorzustellen. Es kam sehr gut an und der Vorstand des MVM hatte daraufhin die Qual der Wahl, aus einer Vielzahl von an einem Schulplatz interessierten Familien zu wählen.
Schleiffest statt Putzfest
Nach Erstellung des Konzepts liefen die Vorbereitungsarbeiten auf Hochtouren.
Zu dieser Zeit unterrichtete Barbara noch an einer anderen Schule, von welcher dank dem freundlichen Schulwart die auf dem Dachboden lagernden Möbel entliehen werden durften. Die einzige Auflage beim Renovieren war es, die an der Unterseite der Tische und Stühle angebrachten Stempel der Stadt Wien unversehrt zu lassen. Die Möbel wurden alle händisch in den nahegelegenen Garten von Barbara transportiert, um vor Ort gemeinsam geschliffen und saniert zu werden. Ebenso wurden die meisten Montessori-Materialien selbst hergestellt bzw. als Spenden von Eltern zur Verfügung gestellt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Grundstein für das bis heute ritualisierte „Putzfest“ gelegt, welches halbjährlich mit Teilnahme aller Eltern und Kinder stattfindet.
Raumsuche und Standort
In der Gründungsphase der Schule war die Kindergruppe des MVM im obersten Stockwerk der Sauerstiftung Hinterbrühl untergebracht. Nach Zusage der Ordensschwestern wurde auch die Unterbringung der Schule dort räumlich angedacht.
Leider zogen sie im April ihr Angebot wieder zurück, da sie um die Ruhe des von ihnen selbst geführten Kindergartens im selben Gebäude, fürchteten. So begann eine fieberhafte Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Eine Suche ohne Erfolg, bis zu dem schicksalshaften Anruf der Familie Beran. Diese bewarb sich um einen Kindergartenplatz für ihre Tochter Benita und erhielt vom MVM, aufgrund fehlender Räumlichkeiten, eine Absage. Kurzerhand entschloss sich die Familie, die leerstehenden Räumlichkeiten des Wällischhofes am Barmhartstalweg, wo sie auch selber wohnten, zur Verfügung zu stellen. So konnte die Schule, im September noch in der Sauerstiftung startend, bereits im Oktober 1995 auf den Wällischhof übersiedeln, während das Kinderhaus zu Beginn noch am alten Standort verblieb und erst im Frühjahr 1996 nachfolgte
Private Volksschule „Sonnenkinder“ des Montessori Vereins Mödling
Beginn
Das erste Schuljahr startete mit 16 gleichaltrigen Kindern im Herbst 1995. Gemeinsam mit den SchülerInnen wurde der Name „Sonnenkinder“ für die Schule ausgewählt.
Anfänglich waren alle Kinder zum häuslichen Unterricht abgemeldet. Doch schon am Ende von diesem ersten Schuljahr erlangte die Schule - nach intensiver Zusammenarbeit mit dem Schulinspektor - Öffentlichkeitsrecht. Somit mussten die Kinder keine externen Prüfungen ablegen. Die teilweise sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Auffassungen von Montessori- Pädagogik aller Mitwirkenden führten zu einem Bruch, und einige verließen das Projekt.
Die anschließende Zeit war eine Bündelungszeit, in der sehr positiv und produktiv gearbeitet wurde. Die Kinder erfuhren einen sehr lebendigen und projektorientierten Unterricht und verbrachten viel Zeit in der traumhaften Natur rund um die Schule. Vom Schaukelbaum, einer riesigen Kastanie, welche das Herzstück des Schulgartens bildete, über Rehe am Waldrand, bis hin zur angrenzenden Apfelwiese bot sich den Kindern eine Vielfalt an Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung der Schule. Ein großes Thema in diesem ersten Schuljahr war das Farblabor, ein klassisches Material nach Montessori, bei dem die Kinder selbstständig Farben mischen können. Sorgte es beim ersten Jahrgang noch für Aufregung und Chaos durch ungeregelte Abläufe, so zeigte sich der Erfolg der Altersheterogenität an diesem Beispiel bereits deutlich im 2. Schuljahr. Die Kinder des 2. Jahrgangs konnten den Umgang mit den Farben von den älteren SchülerInnen lernen, sodass hier von pädagogischer Seite aus kaum Unterstützung notwendig war. Mittlerweile findet das Farblabor als Arbeitsmaterial im Kinderhaus Verwendung.
Die Folgejahre und das Geld
Da pro Jahrgang mehr als 13 Kinder aufgenommen wurden, wuchs die Schule rasant. Es kamen viele neue Pädagog:innen hinzu, welche nicht mitgewachsen und dadurch auch nicht so geschult waren, wie es eigentlich erforderlich gewesen wäre.
Mit der Erweiterung der Räumlichkeiten innerhalb des Schulgebäudes im 4. Jahrgang verbesserte sich die Arbeit wieder deutlich. Barbara konnte gemeinsam mit Susi, welche damals gerade neu als Praktikantin hinzugekommen war, viel im Unterricht mit der ersten PII-Gruppe bündeln und erarbeiten. In dieser Zeit entstanden viele tolle Projekte, wie unter anderem die Kräuterspirale und die gemeinschaftsbildende AB-CD. Dieses interkulturelle, musikalische Projekt wurde unter der Leitung von Jorge gemeinsam mit LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen ins Leben gerufen. Geld war von Beginn an ein alltagsbestimmendes Thema der Schule. Man unternahm, angefangen mit der AB-CD, bis hin zu einem jährlichen Punschstand am Mödlinger Adventmarkt zahlreiche Anstrengungen und Projekte, um Geld für den Schulbetrieb zu erwirtschaften, Projekte, die von den Kindern, Eltern und Pädagog:innen gleichermaßen getragen wurden. Deren Erfolg hatte die Gemeinschaft zusammengeschweißt und doch wäre es ohne die teils sehr großzügigen Zuwendungen von SponsorInnen nicht möglich gewesen, den aufwendigen Schulbetrieb zu den gebotenen Konditionen für die Familien finanzierbar zu halten.
Schule für ganzheitliches Lernen für 10- bis 15-Jährige
Ab der 3. Schulstufe arbeitete eine eigene Arbeitsgruppe von Pädagog:innen und Eltern parallel zum Schulalltag an der Entwicklung eines weiterführenden pädagogischen Konzepts bis zur 12. Schulstufe.
Zu dieser Zeit gab es noch relativ wenig Erfahrung mit weiterführenden Schulstufen nach Montessori, und somit war auch keine einheitliche Linie innerhalb dieser Bewegung vorhanden. Die Arbeitsgruppe musste sehr viele Anhaltspunkte selbst erarbeiten und zusammentragen und es wurde in zahlreichen Workshops nach einem gemeinsamen Konsens gesucht. An einem dieser Workshops waren auch die Kinder beteiligt, die schon damals sehr klar ihre Ziele und Wünsche definieren konnten. Einer davon war der Name für ihre Schule, die „ErLEBnisschule“ heißen sollte. Leider wurden die SchülerInnen in einer Abstimmung zur Namensfindung von den Erwachsenen mit nur einer halben Stimmkraft bedacht. Sie wurden überstimmt und der Name „Schule für ganzheitliches Lernen für 10- bis 15-Jährige“ wurde festgelegt. Schlussendlich wurde das mühsam erarbeitete Ergebnis als Organisationsstatut eingereicht, im selben Jahr genehmigt, und es besteht noch heute im Wesentlichen als Statut unserer Schule.
Machtkämpfe und die große Abspaltung
Die Spannungen aufgrund unterschiedlicher Ansichten hinsichtlich der pädagogischen Ausrichtung innerhalb des Montessori-Kontextes im deutschsprachigen Raum, sowie die Auffassungsunterschiede bezüglich des Führungsstils führten zu Machtkämpfen innerhalb der Schule und ihrer Organisation.
Zum einen traf Barbaras netzartige Struktur der pädagogischen Leitung auf die hierarchische Führungsvorstellung des Vereinsvorstandes, zum anderen gab es innerhalb der Elternschaft starke Ambitionen die eigenen Vorstellungen durchzusetzen, Leitungstätigkeiten zu übernehmen und somit mehr Bedeutung zu erlangen. Aufgrund des schnellen Schulwachstums wurde nach einem neuen Standort gesucht. Dieser sollte mehr Platz für die Zukunft und die damit verbundenen Vorstellungen, betreffend die Umsetzung des „Erdkinderplans“ nach Maria Montessori, bieten. Neue Groß Sponsorinnen mit eigenen Ideen und Ansichten wurden gefunden. Als sich Barbara im Zuge einer Standortdiskussion einem Großsponsor gegenüber kritisch äußerte und dieser daraufhin einen Rückzieher machte, spitzte sich der interne Konflikt dramatisch zu. Barbara wurde vereinsschädigendes Verhalten vorgeworfen, und sie wurde gemeinsam mit einer Kollegin – am Faschingsdienstag im Februar 2000 – fristlos entlassen. Die beiden durften das Schulgelände nicht mehr betreten. Dies führte sowohl bei den Kindern als auch bei vielen Eltern zu einem gewaltigen Aufruhr und brachte einen Sturm der Entrüstung mit sich. Der Versuch im Zuge der nachfolgenden Vorstandswahl eine gemeinsame Richtung einzuschlagen scheiterte und es kam schlussendlich zur großen Spaltung der Schule.
Neubeginn als ErLEBnisschule
Der Neubeginn in der Lerchengasse – ErLEBnisschule
Der negative Wahlausgang war fast eine Art Befreiung für Barbara und viele Eltern. Im Anschluss wurde mit ca. 30 Kindern und ihren Familien gefeiert, wobei sich recht schnell für alle die gleiche Frage stellte: „Was nun?“
Aufgrund der freundschaftlichen Nähe zum damaligen Direktor der Volksschule Lerchengasse wurden dieser Gruppe die ehemaligen Horträumlichkeiten der Schule als Übergangslösung zur Verfügung gestellt. So konnte die Schule schon nach Ostern 2000 von Barbara und Petra bis zum Ende des Schuljahres als Expositur des MVM weitergeführt werden. Ab Herbst gründeten die beiden eine OEG, unter der die neue Schule geführt wurde. Die Mehrheit der 33 SchülerInnen, welche sofort mit in die Lerchengasse gezogen waren, stammten aus den ersten Jahrgängen. Trotz inhaltlicher Übereinstimmung mit Barbara gab es Familien, die aufgrund von bestehenden Kinderfreundschaften am Barmhartstalweg geblieben waren. Einige von ihnen kamen später nach, ebenso Susi Kodaj, die bereits nach den Osterferien in die Lerchengasse wechselte.
Geist und Werte
Es war der Pioniergeist dieser Kinder und deren Eltern, die es möglich gemacht haben, dass dieser Artikel gerade niedergeschrieben werden konnte. Als Name für die neue Schule wurde der ehemals von den Kindern ausgesuchte Name „ErLEBnisschule“ gewählt.
Dieser ist uns bis heute erhalten geblieben. Der Neubeginn war eine Loslösung von Kommerz, Hype, Profilierung und Macht. Es fand eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte der Schule statt, die im Zuge des rasanten Wachstums am Wällischhof zum Teil verloren gegangen waren bzw. nicht verstanden wurden. Viele Eltern hatten nicht mehr die notwendige Bereitschaft zur „inneren und äußeren Elternarbeit“ vertreten. Es hatte sich vermehrt der unausgesprochene Wunsch nach einer Art „Wellness-Schule“ gebildet, welche im Vergleich zu einer öffentlichen Schule, eine nette Schule in einer heilen und behüteten Umgebung sein sollte. Die Reduktion aufs Wesentliche spiegelte sich auch im Platzangebot der Räumlichkeiten in der Lerchengasse wider. Der Englisch-Unterricht wurde in der Turnsaalgarderobe abgehalten, und manchmal wurde auch 3-stöckig am Boden, auf den Küchenkästen und am Sofa unterrichtet. Das Sekretariat bestand aus einer Schublade und es gab weder Öffentlichkeitsarbeit noch ein geplantes Aufnahmeprozedere. Wenn doch jemand zufällig neu dazukommen wollte, dann ging das schon irgendwie. Es wurde für jeden Interssenten auch immer eine Lösung gefunden.
Der Diamant des Geisterkönigs
Es war eine intensive und produktive Zeit, und als Höhepunkt dieses Abschnitts entstand das Theaterstück „Der Diamant des Geisterkönigs“ unter der Regie von Karl Markovics und seiner Frau Stephanie Taussig.
Sie waren als Eltern an der Schule und engagierten sich sehr stark. Ein Theaterprojekt mit dieser intensiven Vorbereitung und Professionalität hatte es in der Geschichte der Schule zuvor noch nicht gegeben. Für die zeitaufwendigen Proben wurden die Praxisräumlichkeiten von Karin Stöger genutzt. Die Uraufführung und gleichzeitig einzige Vorstellung des Stücks fand am 15. Dezember 2001 im Theater von St. Gabriel statt. Nach einem Höhepunkt geht es meistens ein wenig bergab und so auch nach diesem. Wieder einmal führten pädagogische Auffassungsunterschiede zu Konflikten, die damit endeten, dass ein Teil des Pädagogenteams die Schule verließ, um eine eigene Schule zu gründen. Zusätzlich musste bis zu Beginn des Schuljahrs 2002/03 dringend eine neue Bleibe gefunden werden. St. Gabriel bot – verbunden mit dem Zukunftsbild der Schule – ideale Rahmenbedingungen und es wurde konkret nach geeigneten Räumlichkeiten innerhalb des Klosters gesucht. Doch bis zur tatsächlichen Niederlassung war es noch ein anstrengender Weg.
Die ErLEBnisschule in St. Gabriel
Die ErLEBnisschule wird evangelisch
In der ebenso privat geführten Montessori-Schule in der Hüttelbergstraße in Wien 14, welche auf eine ähnlich lange Geschichte wie unsere Schule zurückblicken kann, gab es zu dieser Zeit die Idee, die Schule als evangelische Schule zu führen, die jedoch verworfen wurde. Mit der Unterstützung von Christian Köck und dem zuständigen Superintendenten von Wien, Werner Horn, wurde es der ErLEBnisschule ermöglicht, diese Idee aufzugreifen.
Nach den Turbulenzen der vorangegangenen Jahre waren sowohl Eltern als auch Pädagog:innen der ErLEBnisschule bereit, den gänzlich unabhängigen Weg der Schulorganisation zu verlassen, und die Idee wurde einstimmig befürwortet. Die Schule wurde zu Verhandlungen mit der evangelischen Kirche eingeladen und durfte sich präsentieren. Kirche und Organisation Unter der Leitung von Superintendent Horn waren evangelische Schulen in den Verband der Wiener Evangelischen Pfarrgemeinden eingebunden. Ein Gremium von ca. 70 Leuten entschied über die Aufnahme von Schulen in diesen Verband. Das erste, von den Pädagog:innen ausgearbeitete Finanzkonzept der ErLEBnisschule konnte vor diesem Ausschuss nicht bestehen, woraufhin es mit privatwirtschaftlicher Unterstützung neu aufbereitet und von Barbara und Roland Beck präsentiert wurde. Diese Präsentation vor dem Ausschuss ist beiden bis heute als maturaähnliche Prüfungssituation in guter Erinnerung geblieben. Wie bei einer Matura mussten sie danach auch die Beratung der Kommission abwarten, ehe sie mit einem positiven Ergebnis erlöst wurden und die Schule Teil der evangelischen Pfarrgemeinden wurde. Im Anschluss fand ein neuerlicher Entscheidungsprozess innerhalb der evangelischen Kirche statt. Dieser wurde fast zu einem neuerlichen Stolperstein, da es behördliche Einreichfristen für das im Herbst beginnende Schuljahr gab. Es bedurfte noch einer gesonderten Verhandlung mit VertreterInnen beider Konfessionen an einem Tisch, um den ökumenischen Kontext herzustellen, sodass die ErLEBnisschule als evangelische Schule geführt werden durfte. Die vielen Anstrengungen und Bemühungen wurden schließlich belohnt, und die Schule startete im Herbst 2002 in St. Gabriel.
Die ersten Räumlichkeiten
Die Anfangsräumlichkeiten in St. Gabriel waren größer als in der Lerchengasse, aber von optimal noch weit entfernt.
Im Erdgeschoß von Objekt 9/1 wurde ein Raum zur Verfügung gestellt, in dem PII und SI nur durch einen Vorhang getrennt untergebracht waren. Das Sekretariat befand sich im Stock darüber. In der ehemaligen Kantine, einem kleinen, dem Hauptgebäude vorgelagerten Häuschen, befanden sich PI und Küche, aufs Klo gingen die Kinder der PI im Haupthaus. Sämtliche Räumlichkeiten wurden von den Kindern selbst ausgemalt und gestaltet. Es entstanden viele Projekte, da die Kinder sehr stark im Aufbau engagiert waren und mit anpackten. Nach einem Jahr in St. Gabriel konnte die ErLEBnisschule zum Teil in den Bürotrakt der ehemaligen Missionsdruckerei übersiedeln, wo heute noch PI, Bibliothek, SI und Sekretariat untergebracht sind.
Von der Druckerei zum heutigen Schulgebäude
Als die Schule wieder größer und die Räumlichkeiten zu eng wurden, entstand der Plan, die an das Schulgebäude angrenzende ehemalige Druckereimaschinenhalle umzubauen. Da die Schule jetzt in der evangelischen Kirche integriert war, musste hierfür die Zustimmung der Verantwortlichen eingeholt werden.
Es wurden wieder Finanzkonzepte und Zahlungspläne erstellt, die vom Schulerhalter jedoch, trotz mehrfacher Überarbeitungen, abgelehnt wurden. Der Vorstand hatte nämlich die Idee, die Schule in der HTL Mödling unterzubringen, die zum damaligen Zeitpunkt ein evangelischer Direktor leitete, und wo ein stark renovierungsbedürftiges Gebäude mit integrierter Schmiede und großzügigem Platzangebot leer stand. Die Verantwortlichen hatten das Potential des Engagements und der Eigeninitiative der Schule bei bereits stattgefundenen Renovierungsarbeiten erkannt und hofften, hier Synergien schaffen zu können. Bei dieser Idee wurde jedoch der Faktor „vorbereitete Umgebung“ im Sinne der Montessori-Pädagogik nicht berücksichtigt. Die Zeit drängte und trotz immer größerer finanzieller Verzichtserklärungen der Schule für den geplanten Umbau der Druckereimaschinenhalle konnte keine Einigung erzielt werden. Barbara schaffte es in dieser Angelegenheit – wieder einmal an einem Faschingsdienstag – alle wichtigen VertreterInnen der evangelischen Kirche an einen Tisch zu bringen. Die Schule konnte ihr Anliegen erneut vorbringen und erhielt nach intensiven Verhandlungen, organisatorischen Veränderungen und weiteren Gesprächen die ersehnte Zusage für den Umbau. Durch die organisatorischen Veränderungen wurde die Schule kurzfristig dem evangelischen Flüchtlingsdienst zugeordnet. Im Zuge einer Umstrukturierung innerhalb der evangelischen Kirche entstand die „Diakonie – Eine Welt“, in der die Schule bis heute als Teil der „Diakonie – Bildung“ untergebracht ist. Dadurch änderte sich auch viel für die Schule, denn es kehrte eine zuvor nicht gekannte Stabilität ein, die der Schule auch in schwierigeren Phasen existentielle Sicherheit und Rückhalt bietet. Die Ausbauarbeiten der Halle begannen schließlich 2006 und endeten 2009. In einem ersten Abschnitt wurde der Bereich PII und Werkraum fertiggestellt, im zweiten Abschnitt wurden die Toiletten, die Küche und der Bewegungsraum ausgebaut. Ohne das außergewöhnliche Engagement von Pädagog*innen, Eltern, Kindern, FreundInnen und UnterstützerInnen der ErLEBnisschule, wäre so ein Projekt wieder einmal nicht möglich gewesen.
Das Kinderhaus
In der Anfangsphase vertrat die ErLEBnisschule noch die Ansicht, dass man aus den umliegenden Montessori-Kinderhäusern ausreichend mit Nachwuchs versorgt wäre. Als die Schule ihren Platz in St. Gabriel gefunden hatte, entstand der Wunsch nach einem zur Schule gehörigen Kinderhaus.
Im Zuge eines Montessori-Qualitäts- Zertifizierungsprozesses wurde der Wunsch zur Gewissheit, dass der Aufbau eines eigenen Kinderhauses die Qualität der Pädagogik verbessern würde. Es wurden diesbezügliche Verhandlungen mit St. Gabriel aufgenommen. Leider wurde dem Gemeindekindergarten aber der Vorzug gegeben, weshalb sich dieses Projekt verzögerte. Als dieser später die Räumlichkeiten aufgab und auszog, konnte mit St. Gabriel ein Einvernehmen erreicht werden, und das Kinderhaus wurde 2011 gegründet und aufgebaut. Seit dieser Zeit wuchs das Kinderhaus mit großem Erfolg, sodass im Schuljahr 2016/17 erstmals sämtliche verfügbaren Schulplätze mit Kindern aus dem eigenen Kinderhaus besetzt werden konnten.
Die bisher letzte Veränderung
Zeitgleich mit dem Aufbau des Kinderhauses kam es zur bisher letzten Krise innerhalb der Schule. Wieder waren es die pädagogische Ausrichtung und diesbezügliche Auffassungsunterschiede, die den Ausschlag gaben.
Betroffen war hauptsächlich die SI, in der vom damaligen Lehrerteam vermehrt herkömmliche Pädagogik eingesetzt wurde. Zwar mit der Intention, die Kinder bestmöglich auf weiterführende Schulen vorzubereiten, doch die Persönlichkeitsentwicklung (Entwicklung nach dem inneren Bauplan) wurde dabei außer Acht gelassen. Dies hatte große Auswirkungen auf die unteren Schulstufen, da in der gelebten Altersheterogenität die Stütze von oben einen wesentlichen Bestandteil darstellt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Schule musste die Schulleitung einen Lehrer kündigen, was zur Folge hatte, dass viele- SchülerInnen, hauptsächlich aus der Sekundarstufe, die Schule verließen und im Sommer keine Pädagog*innen für die SI mehr vorhanden waren. Barbara, die einige Jahre lang die Administration und das Team geleitet hatte, kehrte wieder vermehrt zum aktiven Unterrichten zurück. Es gelang ihr, ein neues Pädagog:innen-Team aufzubauen, das bis heute sehr engagierte Arbeit leistet. Eine Krise in dem Ausmaß hätte in früheren Zeiten eine existenzielle Bedrohung dargestellt. Durch den Rückhalt der Diakonie konnten mögliche Auswirkungen jedoch aufgefangen und abgefedert werden.
Resümee des Werdegangs und die Auswirkungen der Abspaltungen
Sämtliche Krisen hatten inhaltlich mit der Umsetzung der Montessori-Pädagogik zu tun und führten zur Profilschärfung und zu einer Präzisierung des Schulkonzepts. Der Fokus der ErLEBnisschule liegt auf dem Aufbau nach dem inneren Bauplan. Die dafür notwendige Innensicht aller Beteiligten ist Teil dieses Konzepts.
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